Inhaltsverzeichnis
Der Muskel – Das Kraftwerk unseres Körpers
Wenn man sich mit dem Thema Sport beschäftigt, dann spielt der Muskel bzw. der Muskelaufbau oftmals eine wichtige Rolle. Viele Sportarten werden ausgeübt, um gezielt Muskelmasse aufzubauen, einzelne Muskeln zu definieren oder einfach die Kraft der Muskeln zu steigern. Doch welche Aufgaben besitzt der Muskel im menschlichen Körper überhaupt? Welche unterschiedlichen Muskeltypen gibt es? Und was passiert bei sportlichen Aktivitäten mit ihnen?
Grundlagen über den Muskel
Der Begriff Muskel stammt aus dem lateinischen und leitet sich ab von dem Wort „mus“, was – wie die wenigsten wohl wissen – übersetzt „Maus“ bedeutet. Denn: Ein angespannter Muskel sieht unter der Haut aus wie eine kleine Maus.
Ein Muskel besteht im Groben aus vielen Muskelfasern, die zu Muskelbündeln zusammengefasst sind. Jeder Muskel im menschlichen Körper dient dazu, durch An- und Entspannung innere und äußere Strukturen des Organismus zu bewegen. Dadurch sind sie einerseits die Grundlage jeglicher menschlichen (Fort-)Bewegung aber andererseits auch unverzichtbar für viele lebensnotwendige Körperfunktionen.
Jeder Mensch besitzt im Normalfall 656 Muskeln – eine fast unvorstellbare Zahl. Muskeln machen bei Männern ca. 40% der gesamten Körpermaße aus, bei Frauen sind es dagegen nur 32%. Wobei diese Zahlen natürlich stark vom Trainingszustand und dem allgemeinen Lebensstil eines Individuums abhängen.
Es gibt verschiedene Kriterien, nach denen sich Muskel gliedern lassen. Eine grundlegende Unterscheidung ist die Art des Muskels. Hier gibt es drei Kategorien: Die Skelettmuskulatur, der Herzmuskel und die glatte Muskulatur.
Die Skelettmuskulatur
Als Skelettmuskeln werden all jene Muskeln bezeichnet, die für aktive, willentliche Bewegungen verantwortlich sind. Zu dieser Gruppe zählen also zum Beispiel die Arm- und Beinmuskeln, die Rumpfmuskulatur oder die Schultern. Ferner zählen auch die Zunge und der Kehlkopf zu dieser Muskelkategorie, auch wenn sie nicht für die Bewegung des Skeletts verantwortlich sind. Eine charakteristische Eigenschaft dieser Muskeln ist die Optik, nämlich die quergestreifte Anordnung der Muskelfaserbündel.
Der Herzmuskel
Der Herzmuskel ist zwar auch ein Muskel aus der Kategorie „Quergestreift“, aber er ist nicht willkürlich steuerbar und zählt daher nicht zur Skelettmuskulatur. Der Herzmuskel unterliegt bei seinen Kontraktionen dem Rhythmus des Sinus-Knotens und ist somit nicht willentlich beeinflussbar. Er bildet daher eine eigene Kategorie.
Die glatte Muskulatur
Anders als die quergestreifte Muskulatur unterliegt die glatte Muskulatur nicht der willkürlichen Kontraktion, d.h. sie kann nicht bewusst gesteuert und beeinflusst werden. Wie der Name schon sagt, sieht dieser Muskeltyp optisch glatt aus, es fehlt also das charakteristische Streifenmuster der quergestreiften Muskulatur. Man findet die glatte Muskulatur in vielen Organen wie z.B. dem Magen oder der Blase, aber auch in Blut-Gefäßen und Drüsengängen. Sie sorgen so z.B. für die Weiterleitung von Speisebrei durch den Magen-Darm-Trakt oder das Fließen von Blut durch unsere Adern. Die glatten Muskeln kontrahieren langsamer als die quergestreiften, unterliegen dagegen aber keiner Ermüdung und benötigen weniger Energie.
Da für den Sport jedoch hauptsächlich die Skelettmuskulatur relevant ist, da diese willentlich trainiert werden kann, wird diese nun genauer betrachtet.
Die Skelettmuskulatur im Detail
Die Skelettmuskulatur, also die bewusst steuerbaren Muskeln, lassen sich innerhalb ihrer Kategorie nochmals unterscheiden. Nämlich nach der Art ihrer Fasern. Diese sind entscheidend dafür, ob ein Mensch eher Ausdauer- oder eher Schnellkraftfähigkeiten besitzt.
- Die Farbe der Fasern:
- Rote Muskeln
- Weiße Muskeln (Wobei diese beim Menschen auch eine rötliche Farbe besitzen)
- Die Enzymaktivität der Fasern:
- Typ-I-Fasern: langsam oxidative Fasern
- Typ-II-Fasern:
- Typ-II-A-Fasern: schnelle oxidative/glykolytische Fasern
- Typ-II-X-Fasern: schnelle glykolytische Fasern‘
- Die Kontraktionseigenschaften der Fasern:
- FT-Fasern: Fast twitch Fasern
- ST-Fasern: Slow twitch Fasern
- Intermediärer Typ: Eigenschaften zwischen FT- und ST-Fasern
Im Prinzip beschreiben alle drei Kategorien die selben Unterschiede, gehen nur aus verschiedenen Blickwinkeln an die Sache heran.
Der rote Muskel bzw. die Slow-Twitch-Fasern
Der rote Muskel reagiert auf Reize viel langsamer als der weiße Muskel und kann keine großen Kräfte generieren., Dafür ist er aber deutlich ermüdungsresistenter. Die langsamere Reaktion ist auf die verlängerte Kontraktionszeit zurückzuführen. Dieser Muskeltyp entspricht den Typ-I-Fasern. Besonders für Ausdauersportarten wie Laufen oder Radfahren sind rote Muskeln von Vorteil.
Der weiße Muskel bzw. die Fast-Twitch-Fasern
Dieser Typ Muskel kann sehr schnelle Reaktionen abrufen und ermöglicht eine kräftige Kontraktion. Allerdings ermüden diese Muskeln sehr schnell. Diese Art der Muskulatur wird also für kurze, intensive Sporteinheiten wie z.B. einen Sprint besonders benötigt.
Bei Menschen ist die Farbe dieser Muskeln trotz des Namens rot, bei Tieren dagegen haben sie oft wegen des niedrigen Myoglobin-Gehalts eine hellere Farbe.
Der Intermediäre Muskeltyp
Da es auch bei Muskeltypen wie so oft keine „entweder-oder“-Entscheidung gibt, existiert auch hier ein Mischtyp, der Eigenschaften aus beiden Fasertypen in sich vereint. Ob man einen größeren Anteil FT-Fasern oder ST-Fasern besitzt ist dabei von Mensch zu Mensch verschieden. Es wird vermutet, dass man die Entwicklung der Muskeln in die eine oder andere Richtung gezielt durch Training beeinflussen kann, allerdings liegen dazu noch keine aussagekräftigen, wissenschaftlichen Studien vor.
Grundsätzlich spricht vieles dafür, dass sich Fast-Twitch-Fasern in Slow-Twitch-Fasern bzw. in den Intermediären Typen durch Ausdauertraining verändern lassen. Umgekehrt scheint dies aber nicht zu funktionieren. Ob man nun eher der Ausdauer- oder der Schnellkrafttyp ist, ist also vermutlich weitestgehend erblich vorgegeben und lässt sich nur in geringem Maße im späteren Leben verändern.
Typische Sportverletzungen am Muskel
In etwa jede dritte Sportverletzung ist eine Schädigung am Muskel. Gründe für die häufigen Beschädigungen der Muskeln sind u.a. unzureichendes Aufwärmen, falsche Technik, Überforderung oder körperliche Veranlagungen wie Muskelverkürzungen, aber auch Krafteinwirkungen von außen (z.B. Zusammenstöße, Tritte, o.ä.). Zu den häufigsten Muskelverletzungen gehören Muskelkater, Zerrungen oder Muskelfaser-/Muskelbündelrisse.
Der Muskelkater
Was die meisten Sportler nicht wissen: Muskelkater ist eine Form der Verletzung eines Muskels. Dieser tritt auf, wenn man den Muskel mit ungewohnten Bewegungen oder mit zu hoher Intensität überfordert Anders als weitläufig angenommen ist aber nicht die im Muskel gebildete und verbleibende Milchsäure Schuld an den Schmerzen, sondern vielmehr kleine Mikroverletzungen in den Strukturen der Muskelfasern. Der Muskelkater ist allerdings die geringste Form der Muskelverletzung und nach 1-3 Tagen Ruhe meist schon wieder ausgeheilt.
Die Muskelzerrung
Die Steigerung des Muskelkaters ist die Muskelzerrung. Aus den selben Gründen wie bei Muskelkater (unzureichendes Aufwärmen, Überbelastung oder muskuläre Dysbalancen) kann es zu einer schmerhaften Erhöhung der Muskelspannung bzw. einem Erreichen der Dehnungsgrenze der Muskulatur kommen. Der Muskel ist an seiner Belastungsgrenze angekommen und muss sofort entlastet werden bevor ernsthafte Schäden auftreten. Diese Verletzung kann durch sanftes Dehnen und leichte Belastungen in 3-5 Tagen überwunden werden.
Muskelfaserriss
Ein Muskelfaserriss ist eine ernsthafte Verletzung des Muskels, die plötzlich und ohne Vorwarnung auftritt. Besonders häufig treten Muskelfaserrisse bei abrupten Stopps, schnellen Antritten oder Schnellkraft-Belastungen auf. Grund für diese Sportverletzung sind mangelndes Aufwärmen, Überbeanspruchung, nicht auskurierte Muskelverletzungen oder plötzliche, sehr starke Anstrengungen. Neben einer mehr oder weniger ausgeprägten tastbaren Delle im Muskel bringt ein Faserriss fast immer Einblutungen in die Muskulatur mit sich., weshalb eine Sportpause von 3-5 Wochen nötig ist.
Muskelbündelriss/Muskelriss
Die schmerzhafteste Muskelverletzung ist der Muskelbündelriss bzw. der komplette Muskelriss. Anders als beim Muskelfaserriss, bei dem nur einzelne Fasern reißen, lösen sich beim Muskelbündelriss ganze Fasergruppen. Beim Muskelabriss wird sogar der ganze Muskelkörper auseinander gerissen, in manchen Fällen rollt sich dieser dann am Muskelansatz auf und ist als Knoten tast- und sichtbar. Diese Sportverletzungen führen dazu, dass keine Muskelaktivität mehr ausgeführt werden kann. Je nach Schwere der Verletzung ist sie nur operativ kurierbar, eine längere Sportpause ist also unumgänglich.
Die Muskulatur ist also ein komplexes System in unserem Körper, dass dafür sorgt, dass sämtliche Vorgänge in unserem Organismus funktionieren und wir uns bewegen können. Durch Sport lassen sich verschiedene Teile des Systems, vor allem die Skelettmuskulatur, kräftigen und verändern – aber auch beschädigen. Ein sorgsamer Umgang vor allem bei sportlichen Aktivitäten ist daher absolut ratsam, um die Kraftwerke unseres Körpers gesund und mobil zu halten.